Skipper: Olaf G.
Crew: Zoi G.
Auf einer früheren Reise bin ich von der Havel zur Elbe gefahren und habe mir zwischen Ketzin und Brandenburg gedacht, „hier musst Du mal mit einem kleineren Boot herkommen und Dir diese ganzen kleinen Havelarme mal in Ruhe angucken“.
Inzwischen habe ich ein kleineres Boot und wollte mit meiner Tochter Zoi eh eine Tour in der Nähe von Berlin machen. Unser Problem war nur, dass wir mitten in unseren Ferien auf eine Hochzeit eingeladen waren. Wir planten also einen Törn mit Unterbrechung.
Als Hafen für die Unterbrechung wählte ich den SC Gothia, weil mir den mein Fahrtenobmann Norbert mal für so etwas empfohlen hat und ich außerdem von dort aus gut über die Heerstraße mit den Öffis zu meinem Auto zurück kommen konnte.
Unsere erste Etappe war vom Nordstern durch die Schleuse Spandau zur Unterhavel. Den Verbrennermotor habe ich extra dafür ausgemottet und natürlich vorher ausprobiert, nachdem er im letzten Jahr im entscheidenden Moment nicht ging. Diesmal ging er nach dem Warten vor der Schleuse nicht. Aber zum Glück kann man eine Vari ja paddeln und so kamen wir durch. Es stellte sich nach der Schleuse heraus, dass der Benzinschlauch ein Loch hatte und Luft gezogen hat und das konnten wir mit Tape reparieren. So kamen wir recht spät auf der Scharfen Lanke an und haben da geankert.
Am Morgen hieß es Maststellen und Segeln. Bei zunehmendem Wind konnten wir recht sportlich die ganze Unterhavel absegeln bis zum Jungfernsee wo es an der Glienicker Brücke nicht mehr weiterging und dann zurück zur Sacrower Lanke, wo wir wieder geankert haben.
Am nächsten Tag waren wir mit meiner Schwester verabredet, die auch mal wieder Segeln wollte. Sie und ihr Mann stiegen in Gatow zu und wir segelten bis zum Stößensee und zurück. Das war eine schöne Tour und hat ordentlich Spaß gemacht.
Am folgenden Freitag mussten wir schon nach Hause zurück, um Samstag morgen zur Hochzeit zu fahren. Übernachtet haben wir in der Lieper Bucht, wo wir wegen stark drehender Winde verholen mussten und mit Dauerregen geweckt wurden. Wind gab es dafür nicht mehr. Also sind wir zum Gothia motort, wo wir angemeldet waren und sehr freundlich aufgenommen wurden. Der Hafenmeister kennt den Nordstern und lässt herzlich grüßen.
Meine Schwester hat uns netter Weise dort eingesammelt und Zoi konnte sich noch das Pferd meiner Nichte in Falkensee ansehen, bevor die beiden uns am Auto im Nordstern abgesetzt haben und es heim ging.
Samstag und Sonntag war die Hochzeit mit Übernachtung im Oderland. War sehr schön, wir hatten beide Spaß. Wir konnten zu Hause Sachen waschen und Vorräte auffüllen, nicht schlecht.
Leider war Montag Unwetter mit Orkanböen angesagt, so dass ich beim Gothia um einen Tag Verlängerung gebeten habe. Das ging locker und so sind wir erst Dienstag wieder losgefahren. Unser Törn ging wieder unter Segeln nach Süden, denn jetzt sollte es über den Kanal nach Ketzin gehen.
Vor der Heilandskirche in Sacrow haben wir einen Zwischenstopp gemacht und den Mast gelegt. Das war für mich besonders schön, weil ich tolle Kindheitserinnerungen an das Ankern in Moorlake habe, von wo man die Heilandskirche immer sah, aber wegen der Grenze nicht erreichen konnte.
Nun unter Motor über den Jungfernsee, durch den Kanal über den Schlänitzsee zum Göttinsee, wo die Havel wieder ankommt. Ab hier gibt es keine Brücken mehr uns wir haben den Mast wieder gestellt. Ich kann Euch warnen: Neben dem Fahrwasser wird es sofort flach, so dass sogar die Vari aufläuft. Ich musste sie vom Shit runterschieben.
Leider hatten wir dann hackigen Westwind und immer wieder Regen, so dass wir erst am westlichen Umkehrpunkt, der Wesertamer Havel Segel setzen konnten.
Nun kam der Teil der Reise, auf den ich mich richtig gefreut hatte: Gegen Abend zogen die Schauerböen ab, die Sonne kam nochmal raus und wir segelten einen Teil der Strecke zurück. Durch unzählige Buchten, Windungen und um Inselchen herum. Gleich den ersten Arm konnten wir nicht komplett durchfahren, weil es zu flach wurde. Man sollte also nicht mit zu viel Tiefgang kommen. Die Landschaft ist wunderschön. Wiesen und Wälder am Ufer und jede Menge Buchten zum Erkunden.
Leider hatten wir gar nicht mehr so viel Zeit und das Wetter sollte schnell wieder schlechter werden. Wir haben noch einmal in einem Havelarm geankert und sind dann bis zum Ende des Trebelsees zurückgesegelt. Da Mast runter, Motor an und zurück über den Kanal nach Berlin.
Unterwegs fing es an zu regnen. Als ich nachgeguckt habe, wann es denn wieder aufhören soll, sagte das Handy: „Gar nicht.“ Also haben wir den Plan aufgegeben, noch mal die Unterhavel hochzusegeln und haben den Mast gleich liegen gelassen und sind bis zum Nordstern durchmotort. Mein Honda war danach übrigens endlich eingefahren. Das Standgas war vorher immer zu niedrig, kurz vorm Heimathafen war dann alles in Butter. Das Ding braucht halt mal Auslauf.
Insgesamt ein wunderschöner Törn der Marke: Das Einfache kann so schön sein.