(Inoffizielle Hochseemeisterschaft der Optimisten)
Revier: Seegebiet vor Helgoland
Von Andreas Steffenhagen

Vorbereitung
Nach dem wir auf vielen Opti-Regatten gehört hatten, dass der Störtbecker-Cup Anfang Au-gust auf Helgoland eine der schönsten und erlebnisreichsten Opti-Regatten in Deutschland ist, wollten wir schon letzten Jahr mit Michael teilnehmen. Leider hatten wir im Februar die Veröffentlichung der Meldung im Internet um zwei Tage verpasst, so dass 2008 die Meldeliste schon wieder geschlossen war (aus logistischen und sicherheitstechnischen Gründen ist die Teilnehmeranzahl auf 125 Opti-Segler begrenzt).

Damit uns das gleiche in diesem Jahr nicht wieder passiert, hieß es für uns nach Weihnach-ten täglich ins Internet sehen und darauf warten, wann die Ankündigung veröffentlicht wird, zu welchen Datum das Meldeformular endlich veröffentlicht wird. Anfang Februar war es dann so weit: am 04.Februar, Punkt 20:00 Uhr sollte das Meldeformular veröffentlicht werden. Sicher-heitshalber hatten wird Michaels Daten über Freundschaften im JSC, die Verbindungen nach Hamburg haben, schon beim Veranstalter hinterlegen lassen, damit Michaels Meldung auch wirklich ankommt – man weis ja nie! Denn Beziehungen schaden bekanntlich ja nur dem, der sie nicht hat.

Das Meldeformular wurde auch pünktlich um 20:00 Uhr ins Netz der Netze gestellt und nach dem wenig später der Server in Hamburg wegen Überlastung kurzfristig seinen Dienst quit-tierte hatte, war die Meldeliste um 20:20 Uhr auch schon wieder geschlossen, da die Maximal-teilnehmerzahl erreicht war. Wenn wir im Verein vier Wochen vor unseren Wettfahrten schon eine Meldung hätten, dann können wir schon froh sein.

Kurze Zeit später erhielten wird dann die ausführlichen Anmeldeunterlagen, die bis Ende April zurückgeschickt werden mussten, damit die Hamburg in die logistische Detailplanung gehen konnten. Schließlich mussten Sie wissen, wie viel Opti-Trailer, Mobos, Taschen, Zelte, Be-gleitpersonen usw. nach Helgoland verschifft werden sollten und wer auf das Verpflegungs-angebot des Veranstalters (Frühstück für die Opti-Kinder war im Startgeld enthalten, Abend-essen je Person 5,-€) zurückgreifen wollte.

Nachdem dieser organisatorische Vorlauf erledigt war, Ute uns eine Zimmer organisiert hatte, und mit den übrigen Eltern aus Michaels Trainingsgruppe geklärt war, wer den 9er-Opti-Trailer bzw. das Mobo nach Cuxhaven zieht (und ggf. auch wieder zurück) konnten wir uns erstmal in Ruhe auf die übrigen Regatten vorbereiten: bis August war ja noch eine Weile Zeit –schließlich war ja erst April.

Anreise
Aber Mitten in den Sommerferien war es dann soweit: die Optis checken, ob alles hochsee-tauglich ist und keine Teile beschädigt sind und anschließend verladen.
Freitag, d. 07.08. sind wir dann ganz in Ruhe nach dem Frühstück erstmal in den JSC gefah-ren, haben das Bezirks-Mobo auf den Haken genommen und sind ohne Stress hoch nach Cuxhaven gefahren, schließlich hatten wir trotz Regatta ja Urlaub. Leider sind wir auf der B73 kurz nach Hamburg in den Feierabendverkehr geraten. Dort oben hat jede Milchkanne (= Dorf) seine Ampel und „Grüne Welle“ ist dort oben noch ein Fremdwort. So haben wir von Hamburg bis Cuxhaven fast genauso lange gebraucht wie von Berlin bis Hamburg.

Nachdem die Hamburger ihren Terminal zur Einschiffung geöffnet hatten, konnte ich die Zoll-erklärung unterschreiben und den entsprechenden Aufkleber auf den Opti kleben (Gerüchte-weise soll im letzten Jahr doch tatsächlich ein Opti, bis unter die Plane voll, mit Zigaretten von Helgoland zurückgekommen sein). Anschließend wurde das Bezirks-Mobo zur Verladung registriert und die Taschen in die Transportboxen gestapelt.. Es war sogar noch etwas Zeit, uns im Hafengebiet umzusehen, bis die anderen Tegler Opti-Segler mit ihren Eltern so lang-sam eintrafen.
Treffpunkt war für alle das Restaurant in der Seglervereinigung Cuxhaven, wo wir zur Freude der Bedienung für etwas Abwechslung in der Restauration sorgten. Höhepunkt des ersten Abends war dann das Auslaufen der vollbeleuchteten Quem Mary 2 mit entsprechendem Feuerwerk.
In der Nacht wurden dann vom Veranstalter alle Opti-Trailer, Mobo-Trailer und DLRG-Mobo`s zusammen mit den Taschencontainern auf zwei Küstenmotorschiffe verladen.

Sonnabend, 08.08.2009
Nach einer gewöhnungsbedürftigen Nacht zu dritt in unserem Opel Vivaro und einem improvi-siertem Camping-Frühstück im Auto war dann am nächsten Tag um 09:00Uhr, der Sitzplätze wegen, treffen an der „Atlantis“, die uns zusammen mit allen Seglern, Trainern, und Eltern sowie einigen, beim Anblickt der vielen Kinder etwas verschreckt wirkenden, älteren Touris-ten, nach Helgoland bringen sollte.
Nach einer ruhigen Überfahrt wurden wir gegen 13:00 Uhr mit den berühmten Börtebooten ausgebootet. Zwischenzeitlich war auch schon der erste Kümo angekommen und wurde be-reits entladen. Zum Glück war unser Trailer mit den Opti´s dabei, so dass wir, nachdem wir unsere Taschen im Quartier abgestellt hatten, die Boote abladen konnten. Alle Boote und Trai-ler hatten die Überfahrt ohne Schäden überstanden, so dass sich Michael anschließend gleich um das Anmeldeprozedere kümmern konnte: Programm abholen, Nachweis der Start-geldüberweisung vorlegen, Jugendseglerpass abstempeln lassen usw..
Bei der Anmeldung wurden alle Segler photographiert und ein Sicherheitspass mit Name, Se-gelnummer und Verein angefertigt. Mit diesem Pass hatten alle freien Eintritt im Meereskun-demuseum und in der Schwimmhalle.
Gegen 18:00 Uhr war die offizielle Begrüßung durch die Wettfahrtleitung mit den wichtigsten Sicherheitshinweisen für das Verhalten auf einem Seerevier.
Beim anschließenden gemeinsamen Abendessen (und der einen oder anderen Karaffe Sang-ria) mit den übrigen Eltern, ließen wir den Abend gemütlich ausklingen.

Sonntag, 09.08.2009
Am Sonntag wurden wir von strömenden Regen geweckt. Wir waren froh, ein festes Quartier gebucht zu haben und nicht wie viele andere, im Zelt zu übernachten und zu hoffen, dass alles dicht ist. Um 10:00 Uhr sollte der erste Start sein. Also hieß es, wie bei jeder Regatta, trotz des Regens entsprechend rechtzeitig aufzustehen, Frühstücken, Boote aufbauen, um-ziehen, kurze Besprechung mit Sophie, der Bezirkstrainerin, die die Kinder auf dem Wasser betreute und auf die Erlaubnis der Wettfahrtleitung zum Auslaufen warten. Zum Glück hatte der Regen bereits während des Frühstücks aufgehört.

Aus Sicherheitsgründen durfte kein Trainer oder Opti-Segler ohne Genehmigung der Wett-fahrtleitung auslaufen, auch nicht zu Trainingszwecken. Vor dem Auslaufen wurden an den beiden Slipprampen alle Optis von Helfern der Wettfahrtleitung auf ihre „Seetauglichkeit“ ge-prüft: Schleppende ordentlich und ohne Schlaufen unter den Lufttankgurten verstaut, Paddel und zwei mind. 3,5 l fassende Pützen an Bord, Mastsicherung vorhanden und angelegte Schwimmwesten. Bei den Helfern mussten die Kinder auch ihre Sicherheitspässe abgeben und am Abend innerhalb der Protestfrist wieder persönlich bei der Wettfahrtleitung abholen. So stellte die Wettfahrtleitung sicher, dass kein Kind auf dem Wasser „vergessen“ wurde.
Bei der guter Sicht um 20°C und 2-3 Windstärken theoretisch kein Problem, aber es soll ja auch andere Wettersituationen geben und dann sind diese Sicherheitsmaßnahmen mehr als sinnvoll.
Während die Kinder auf dem Wasser waren, erkundeten wir Väter zwischenzeitlich die Insel und die Mütter, die zahlreichen Geschäfte von Helgoland.
Nach rund 6 Stunden war die ruhige Zeit für uns gegen 16:00 Uhr zu Ende und die Optis hat-ten drei Wettfahrten hinter sich. Mit einem 14., 57. und 58.Platz war die Bilanz für Michael noch etwas ausbaufähig, aber die ungewohnte Strömung hat die eine oder andere Kreuz bzw. Tonnenmanöver etwas anders ablaufen lassen wie gewohnt. Darüber hinaus sorgten wohl auch die Seehunde, die sich zwischen durch mal die Optis ansehen wollten, für etwas Ab-wechslung.

Montag, 10.08.2009
Am Montag war der Ablauf schon langsam eingespielt und verlief wie am Vortag: aufstehen, Frühstücken, Boote auftakeln, umziehen, kurze Besprechung mit Sophie, Sicherheitscheck an der Slipprampe und um 10:00 Uhr Start zur ersten Wettfahrt. Die Wetterlage hatte sich nicht wesentlich verändert, so dass die Kinder auf dem Wasser vor keine größeren Probleme gestellt wurden.
Während die Optis sich auf dem Wasser um die Tonnen kämpften, erkundeten wir mit der Düne die andere Seite von Helgoland und waren überrascht, wie viel Robben es auf Helgo-land gibt und wie nah man an sie herankommt. Auf der Düne ist es ruhiger und nicht so touris-tisch überlaufen wie auf der Hauptinsel mit den vielen Tagesgästen. Darüber hinaus sind dort die einzigen Strände, an denen man baden oder wie typische Opti-Eltern, mit Fernglas dem Treiben der Optis auf dem Wasser zu sehen kann.
Mit den Plätzen 10, 30 und 35 lief es für Michael schon wesentlich besser. Leider gab es bei 6 Wettfahrten nur einen Streicher, so dass am Ende ein Platz im Mittefeld (35.Platz) heraus-sprang. Nachdem alle wieder an Land waren und sich umgezogen hatten, hieß es wieder wie nach jeder Regatta: die Boote verpacken, auf den 9er-Opti-Trailer verladen und den Trailer zur Verladung auf einen der Kümos bereitzustellen und die Taschen mit den Segelklamotten wieder in den Transportcontainer verpacken. Mit den Kümos wurden dann die Trailer und die Taschen mit den Segelsachen am Abend schon wieder nach Cuxhaven gebracht.
Die Zeit bis zur Preisverteilung wurde mit einer Insel-Rallye überbrückt: Hierzu wurden alle Segler in mehrere Gruppen eingeteilt und mussten mehrere Aufgaben z. T. mit Hilfe der Tou-risten lösen.

Die Preisverteilung hat sich dann auf Grund der Rallye etwas verzögert, was aber nicht weiter ins Gewicht viel, da wir ja erst am nächsten Tag mit dem Bäderschiff „Atlanis“ wieder zurück aufs Festland fahren konnten.

Die Preisverteilung wurde mit einer Tombola für alle verbunden und immer wieder von „Bon-bon-Regen“ in Form von Basekaps, Schwimm-Schlüsselanhängern oder Süßigkeiten unter-brochen. Nach dem Grillabend ließen wir den Abend noch mit einigen anderen Eltern gemüt-lich in der „Bunten Kuh“ – einer Cocktailbar –ausklingen und ließen die Ereignisse der letzten Tage Revue passieren.

Ach ja – die Kinder haben wir die ganzen Tage außer Frühmorgens bis zum Auslaufen und kurz nach der Rückkehr vom Wasser sowie zum Abendessen nicht gesehen. Es gab einfach zuviel zu erkunden. Und Kick-Bord fahren macht auch viel mehr Spaß als immer nur beiden „Alten“ zu sitzen (leider hatten wir unseres vergessen, so dass Michael immer auf der Suche nach einem gerade ungenutzten war).

Dienstag. 11.08.2009
Heute hieß es endlich mal ausschlafen und nicht wieder um 07:00 Uhr aufstehen. Leider mussten wir das Zimmer wieder bis 10:00 Uhr geräumt haben, so dass es doch nicht so lang wurde. Aber bis zur Abfahrt der „Atlantis“ um 16:30 Uhr, die uns wieder nach Cuxhaven brin-gen sollte, war ja noch etwas Zeit.
Sophie hatte mit den Kindern noch eine Abschlussbesprechung angesetzt und wollte mit ihnen anschließen in die Schwimmhalle gehen. So konnten wir noch mal ganz in Ruhe auf die Düne fahren und uns die Robben ansehen und am Strand rund um die Düne wandern.
Nachdem die Kinder sich alle pünktlich am vereinbarten Treffpunkt wieder eingefunden hatten, konnten wir uns einschiffen und waren gegen 19:0 Uhr wieder in Cuxhaven. Jetzt hieß es wieder rüber zum Frachtanleger, in den bereits aus dem Kümo entladen Taschencontainern die Taschen suchen und den Opti-Trailer anhängen. Schnell noch von allen verabschiedet und kurz vor 20:00 Uhr ging es dann wieder auf die Rückreise. In Berlin noch den Opti-Trailer wieder beim JSC abstellen und gegen 02:00 Uhr konnten wir endlich ins Bett fallen (Michael hatte es sich natürlich schon kurz nach der Abfahrt im Auto bequem gemacht und war einge-schlafen).

Fazit:
Der Störtbeker-Cup auf Helgoland ist eine rund um gelungen Veranstaltung (für Opti-Segler und Eltern) und stellt den Ausrichter jedes Jahr vor große finanzielle, logistische (Transport der Optis und Motorboote, Verpflegung der Kinder Eltern) und sicherheitstechnische Heraus-forderungen. Mit welchem Engagement und Ideenreichtum diese jedoch von Vereinsmitglie-dern des Blankeneser Segler Vereins sowie den vielen Helfern (davon mittlerweile einige ehemalige Opti-Segler) gemeistert werden, ist bewundernswert und verdient höchste Aner-kennung.
Auf Grund des außergewöhnlichen Reviers vor Deutschlands einziger Hochseeinsel ist dies sicherlich keine Veranstaltung für Anfänger oder für Opti-Segler, die bei etwas mehr Wind Schwierigkeiten haben. Etwas Erfahrung auf Seerevieren, z.B. vor Warnemünde oder dem Saaler Bodden, kann als Vorbereitung auch nicht schaden.

Michael jedenfalls war begeistert und wir werden nächstes Jahr wieder versuchen, den Störtebeker-Cup in unserem Terminplan unterzubringen.

Andreas Steffenhagen