Von Renate Schröter

Am 11.August wollen wir mit Hallodri nach Neustrelitz starten. Ein großer Ast der Uferweide liegt quer über dem Steg und wir müssen mühsam unseren Proviant durch das Weidengeäst tragen. In der Nacht gab es ein kurzes Gewitter aber keinen lang anhaltenden, starken Wind. Warum dann? In diesem Jahr gab es schon mehrere kräftige Stürme, nach denen ich trockene Äste zusammen gesammelt hatte. Wenn es im Nordstern um Baumpflege ging, habe ich auf die toten Äste in der Weide hingewiesen. Zur Antwort bekam ich dann, es liege an dem Kompetenzgerangel zwischen Gartenbau- und Wasserschifffahrtsamt. Hätte man rechtzeitig gehandelt…? Doch nun hatte man ganze Arbeit geleistet! Ich traute meinen Augen nicht, als wir von unserem Ausflug zurück kamen. Der ganze Baum lag zerstückelt am Boden. Mein Freund der Baum war tot! Warum hat er nicht die Chance bekommen wieder neu austreiben zu können? Auf Erdbodenhöhe ab, weg … nix mehr da.

Ich war empört zu hören, dass Trauerweiden kein typischer Haveluferbewuchs seinen. Nach der Suche in mehreren Lexika finde ich im Brockhaus von 1927 den Hinweis: aus dem Orient eingeführter Zierstrauch. Also doch!
1930 als der Nordstern das aufgeschüttete Gelände bezog, war das Ufer kahl. Auf einem Foto von 1934 ist der Stamm dieser Weide ca. 2 m hoch zzgl. Krone. Dann hat er also knapp 80 Jahre im Frühling sein zartes Grün gezeigt, im Sommer wunderbaren Schatten gespendet und im Herbst sich sonnengelb gefärbt.

Ein Freund aus Kindertagen, erster Unterstand vom Steg kommend. Im Schatten auf der Liege oder Decke die letzte kurze Nacht nachholend. Sascha im Badeboot spielend. Auf der Bank sitzend, ein wunderbarer Ausblick auf das Geschehen im und auf dem Wasser. Der heutige Anblick ist gewöhnungsbedürfig.

Man weiss leider immer erst etwas zu schätzen, wenn man es verloren hat.

Renate Schröter