von Karsten Krüger und Cordula Kaplick

Nach 25 Jahren sollte die Langstrecken Regatta im Neuruppiner RSC das erste Mal mit Yardstick Wertung stattfinden. Eine Entwicklung, die ich persönlich für nicht so erfreulich halte. Meine Erfahrungen mit dem Yardsticksystem, gerade als Jollensegler gegen die „dicken Töppe“, waren stets negativ. Ist man als Jollensegler auf Binnengewässern meist im Nachteil.

In Neuruppin, wir segeln seit Jahren mit unserer Vari mit, wusste man stehts von vornherein, dass man nicht viel reissen wird. Und wenn man dann doch einen der älteren 20er Jollenkreuzer erfolgreich hinter sich gelassen hat, dann war es ein Grund sich darüber um so mehr zu freuen.

Der Kurs bei der Langstrecke ist, wie der Name es schon vermuten lässt, recht lang. Man legt in ca. 4 Stunden eine Strecke von rund 35km zurück (Die einen mehr, die anderen weniger). Eine Strecke, auf der eine Menge passieren kann und auf der viele Ecken und Dreher zu bewältigen sind. Keine leichte Aufgabe, die Segler vom See kennen ihre Ecken ;o)

Im übrigen könnten sich die Nordsterner mal zu diesem Anlass nach Neuruppin zu unserem Partnerverein begeben und die Langstreckenregatta Scene etwas aufmischen. Die Fahrt über die Kanäle auf den Neuruppiner See ist eine feine Sache und in der Gruppe macht es gleich doppelt so viel Spass. Dem RSC täte es auch mal ganz gut, wenn etwas Leben in die Bude kommt. Das Clubleben funktioniert dort nämlich von Jahr zu Jahr schlechter. Etwas Input könnte helfen…

Dieses Jahr starteten wir bei etwas über 4 Beaufort und flach getrimmten Segeln. Der Start ging gleich mit einer richtigen Kreuz los, was leider nicht immer der Fall ist. Weder Wind noch See lassen sich für die Regatta in Idealposition drehen. Also kreuzten wir Richtung „Kessel“. Dieser Bereich des Sees trägt, wie uns später am Tag erneut bewiesen wurde, seinen Namen nicht zu unrecht. Nach dem Kessel links und immer weiter Richtung Alt-Friesack / Wustrau zur ersten Wendemarke. Wir schlugen uns ganz gut und hatten Klausi mit Jürgen Mischke und Rainhard eigentlich ganz gut im Griff. Kurz vor der Tonne kauften wir noch Land und die drei Mittelpunkte knipsten uns knapp vor der Tonne noch ab. Grmpf.

Zum Glück hatten wir aber unsere Geheimwaffe dabei. Bei achterlichem Wind, konnten wir unseren Trumpf ausspielen. Also hoch mit der Beule und ab die Post. Wir konnten die ganzen 11km bis zur nächsten Bahnmarke am Bahndamm mit dem Spi segeln. Wir (über)holten gut auf und parierten die stärker werdenden Böen ohne Sonnenschüsse. Im Kessel angekommen kamen dann auch die vorhergesagten 6 Beaufort und der Spikurs wurde etwas anspruchsvoller. Es wurde zwischendurch recht flott, Rumpfgeschwindigkeit haben wir 2-3 Mal erreicht und bestimmt auch überschritten. Eine Vari kann sogar gleiten! Einige Panikhalsen und Schweissperlen später waren wir endlich an der Leemarke und von der Mittelpunkt war hinter uns kaum noch etwas zu sehen. Sehr gut. Leider hatten wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Mit einer Vari und der normalen Genua (ein anderes Vorsegel haben wir nicht) machen 6 Beaufort am Wind und auch noch ohne Hängegurte wirklich keinen Spass.

Mit wehenden Fahnen und ausgeleierten Armen rundeten wir eine gefühlte Ewigkeit später die Ecke am Kessel und nahmen Kurs auf die Bahnmarke bei Gnewiko. Unsere direkten Konkurrenten hatten uns längst überholt und reichlich Meter abgenommen. Ärgerlich, aber bei dem Hack ging es einfach nicht besser. Nach der dritten Wendemarke, auf halber Strecke bei Gnewiko ging es nur noch halbwinds und ab dem Kessel wieder mit achterlichem Wind zur 2. bzw. 4. Wendemarke vor den Bahndamm. Bei noch stärkerem Wind haben wir uns den Spi verkniffen.

Hinter uns eine riesige Lücke auf unsere noch verbleibenden Verfolger…und nach vorn leider auch. Diverse Crews hatten bereits aufgegeben und wir wollten nicht mit Gewalt abriggen. Aber Aufgeben kam für uns auch nicht in Frage…es ist überhaupt erstaunlich, was die Vari so alles an Wind und Welle verkraftet.

An der Leemarke angekommen, mussten wir „nur noch“ ins Ziel kreuzen. Schnell einen Schlag unter Land – weniger Welle und weniger Wind ;o) – und noch einen weiteren ins Ziel und es war geschafft.

Alle Schiffe kamen ohne materiellen und menschlichen Schaden ins Ziel und erfreuten sich nach dem Zieleinlauf an der reichlich gedeckten Kaffeetafel. In gemütlicher Runde warteten wir auf die restlichen Segler. Die Kutter haben auch beide tapfer durchgehalten und waren dieses Jahr sehr viel schneller im Ziel als das sonst der Fall ist (woran das wohl lag?).

Die Sachpreise für die ersten Zehn Platzierungen konnten sich sehen lassen. Verschiedene Bootspflegeartikel, auch hautfreundliches für den Skipper war dabei. Klausi, Jürgen und Rainhard wurden 5. und wir belegten den 8. Platz. Die Freude, doch noch unter die ersten zehn Bestplatzierten gekommen zu sein, war gross und entschädigte uns für die Strapazen an der Kreuz. Wir verpackten dann am Abend noch unsere Vari, denn es sollte am nächsten Morgen wieder Richtung Nordstern gehen. Abfahrt um 06:30 Uhr, Abschied vom RSC und Neuruppin für dieses Jahr…we´ll be back!

Karsten (& Cordula)