Von Max Dzembritzki

Nach dem üblichen Konditionstraining im Winter im Landesleistungszentrum des BSV begann das Wassertraining im Februar. Die erste Regatta fand auf dem Müggelsee statt, leider war kein Wind und es kamen nur zwei Wettfahrten zustande. Dann ging‘s zum ersten Trainingslager nach Süd-Frankreich Toulon (Mittelmeer). Wir trainierten jeden Tag 6-8 Stunden überwiegend bei Starkwind (Wasserarbeit als auch Theorie). Im Anschluss nahmen wir an der internationalen Regatta in Frankreich teil. Wir deutschen Segler hatten noch spürbare Defizite aufgrund unseres „Winterschlafes“ gegenüber den Seglern aus dem „Mediterranen Raum“. Die Wasserarbeit fehlt uns halt im Winter… aber es war ja auch noch Saisonanfang…wir belegten den 24. Platz von 145 Teilnehmern und waren zweitbeste deutsche Mannschaft. Um unsere Defizite aufzuarbeiten trainierten wir mehrmals in Warnemünde und konzentrierten uns auf die letzte EM/WM Ausscheidung (in Travemünde). Unser Ziel war klar, wir wollten uns mindestens für einen der Wettbewerbe qualifizieren! Nach den ersten beiden Ausscheidungswettbewerben lagen wir in der „Männerwertung“ auf Platz eins (unser Deutscher Vize-Meistertitel 2002 gab uns einen guten Vorsprung), so dass wir bei schwachen Winden mit Platz 7 in der Endausscheidung immer noch als beste Männermannschaft die Qualifikation für beide Wettbewerbe gewannen. Wir hatten unser Ziel erreicht! Es war Anfang Mai…die Vorbereitungen nahmen ihren Lauf…und mein Vater Michael hatte die Abstimmungen mit der Klassenvereinigung, den Transporten, Unterkünften, Fährverbindungen zu organisieren sowie die Finanzierung zu sichern. Ich konnte mich derweil aufs Segeln konzentrieren. Es war Anfang Juni, der nächste Wettbewerb war der „Kieler-Pfingstbusch“. Von 110 Teilnehmern konnten wir den 10. Platz erreichen – bei schwachen Winden lagen wir etwas hinter unseren Erwartungen. Unsere Trainingsmaßnahmen wurden systematisch fortgesetzt, die „Kieler Woche“ stand vor der Tür. Ende Juni wurden die 6 besten deutschen Mannschaften der „Bundesfördergruppe 420 des DSV“ zum Trainingslager in Kiel geladen. Wir hatten bei starken Winden eine optimale Vorbereitung auf die „Kieler Woche“, die gleich anschließend begann. Ein Höhepunkt in unserem Regattakalender: 177 Starter aus 15 Nationen in der 420‘er-Klasse! Wir waren topfit, hatten das notwendige Glück und konnten nach 11 Wettfahrten bei überwiegend starkem Wind den 4. Platz in der Gesamtwertung belegen. Wir waren damit beste deutsche Mannschaft! …und mit diesem Ergebnis schon qualifiziert für die 420‘er-Weltmeisterschaft in Australien 2004! …(damit‘s dem Vater nicht langweilig wird). Zwei Wochen später ging‘s zur „Warnemünder Woche“. 54 Starter aus 4 Nationen. Mit der Motivation aus Kiel gelang uns in diesem Jahr der Gesamtsieg wie schon in 2002! Inzwischen waren alle organisatorischen Vorbereitungen von meinem Vater Michael getroffen, die Wäsche wurde kurz in Berlin gewechselt und es ging ab ins Trainingslager nach Süd-England (Hayling Island) zur Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft. Der Bundestrainer Eckart Schulz aus Schwerin leitete das Training auf dem WM-Revier. Wind, unterschiedlichste Strömungsverhältnisse (Ebbe und Flut) sowie die revierspezifische Welle wurden erkundet. Dann war es endlich so weit. 86 Starter bei den Herren und 60 Starter bei den Damen aus 19 Nationen. Es folgte die Eröffnungsfeier. Nach erfolgreicher Vermessung ging‘s endlich los. Als erstes wurden 6 Qualifikationsrennen absolviert. In 4 Startgruppen segelten wir gegeneinander. Nach 6 Rennen waren wir in der Gesamtwertung 3! … das hatten wir nicht erwartet. Das Feld wurde in ein „Gold Fleet“ (1. Hälfte der Gesamtwertung, segelt um den WM-Titel) und „Silver Fleet“ (2. Hälfte der Gesamtwertung) eingeteilt. Wir hatten uns als Dritter für das „Gold Fleet“ qualifizieren können und durften den Dritten in die Final- Wertung mit einbringen. Dann folgte der Ruhetag. In den Final-Rennen konnten wir leider unsere Form nicht mehr halten. Das seglerische Niveau war natürlich noch höher (jeder von uns konnte 1. aber auch 43. werden), denn es segelten jetzt die besten 43 Segler gegeneinander, zudem hatte ich Halsschmerzen und war körperlich etwas geschwächt. Wir segelten in den folgenden Rennen leider nicht mehr unter den ersten 10 (das hat mich nach der hohen Erwartungshaltung aus den Vor-Rennen auch mental geschwächt) und haben schließlich nach 11 Final-Rennen den 24. Platz in der Gesamtwertung erreicht. Wir waren damit zweitbestes deutsches Team. Überraschend kamen meine Eltern noch am vorletzten Tag nach England (eigentlich waren wir erst in Calais verabredet, aber mein Vater hielt es zu Hause nicht mehr aus…), freuten sich über unsere Platzierung und trösteten uns über unsere nicht eingetroffenen höheren Erwartungen hinweg. Nach der Preisverteilung mit Abschlussparty fuhren wir Samstagnachts um 1.00 Uhr zur Fähre nach Dover. Es stand der weite Weg nach Griechenland vor uns. Dort fand eine Woche später die Junioren-Europameisterschaft (U 19) statt. Das zukünftige Olympia-Revier in Pyraeus (Athen) war das nächste Ziel. 1700 km fuhren wir quer durch Frankreich, Italien bis nach Ancona. Von Ancona ging‘s mit der Autofähre nach Patras (Griechenland), dann ca. 250 km nach Xiropigado. Hier durften wir Segler (eine Männermannschaft und zwei Damenmannschaften) 4 Tage entspannen und Badeurlaub machen. Das hat mein Vater bei den Bundestrainern raushandeln können (und war Bestandteil seines Organisationspaketes)! Meine Eltern haben von Jürgen und Regina Barth die Wohnung zur Verfügung gestellt bekommen, an dieser Stelle nochmals vielen Dank. Wir Junioren wurden in komfortablen Ferienwohnungen durch Vermittlung von Dimitri Bacas untergebracht. Nach 4 Tagen ging‘s Richtung Pyraeus weiter, das vorbereitende Training hatte schon gestartet und die anderen deutschen Mannschaften waren schon 2 Tage mit dem Bundestrainer auf dem Wasser. Das Hotel war 15 Autominuten vom Hafen entfernt. Die EM verlief nach dem gleichen Procedere wie die WM, d.h. Training vorne weg (Revier kennen lernen, ablandige-, stark böige – und drehende Winde, Welle), dann Vermessung, Einladung zur Rundfahrt aller Teilnehmer auf einer riesigen Motoryacht vom Präsidenten des „Yacht Club of Greece“, Eröffnungsfeier, 6 Qualifizierungsrennen, Einteilung in „Gold-Fleet“ und „Silver-Fleet“, Preisverteilung mit Abschlussparty. Insgesamt 95 Teilnehmer aus 21 Nationen. Unsere 4-tägige Entspannungspause hatte uns physisch als auch mental wieder regeneriert. Nach 6 Wettfahrten lagen wir in der Gesamtwertung wieder auf dem 3. Platz. In den 11 Finalrennen konnten wir uns unter den ersten 10 behaupten und haben in der letzten Wettfahrt mit einem Tagessieg bei starkem Wind abschließen können. In der Gesamtwertung belegten wir den 8. Platz und waren bestes deutsches Team. Ich denke, dass ich mit den Ergebnissen zufrieden sein kann, auch wenn manchmal mehr drin gewesen wäre. Alles in allem hatte ich eine sehr schöne Zeit in der 420‘er-Bootsklasse (zwei erfolgreiche 420‘er Segelsaisons die ich mit der nächsten WM in Australien / Melbourne (22.12.03-12.01.04 …. Weihnachten mal ganz anders !) abschließen möchte. Mein Vorschotmann Fabian Baumgarten und ich steigen derzeit in den 470‘er um und haben schon unsere ersten Trainingseinheiten hinter uns. Ich habe eine Zweit-Mitgliedschaft im VSaW angenommen der uns erstmal ein gebrauchtes Boot zur Verfügung stellt. Als Leistungspassinhaber des DSV sind wir schon im Oktober (3.10-5.10.03) startberechtigt für die Deutsche Meisterschaft im 470‘er in Flensburg. Das wird unser erster „Schnupperkurs“ im 470‘er ! Nach der Deutschen Meisterschaft werde ich bis zum 25. März 2004 nach Amerika gehen, dort hat mein Vater Gasteltern gefunden und ich werde eine amerikanische Schule besuchen (….weil segeln ist nicht alles). Von dort aus werde ich zur WM nach Australien fliegen. Bis zum nächsten Jahr Euer Max PS:…. Inzwischen ist die Deutsche Meisterschaft im 470‘er vorbei! Wir wurden insgesamt 15. von 45 Teilnehmern. In der U 19-Wertung konnten wir mit einem Punkt Rückstand den 2. Platz belegen.