Von Karsten Krüger

Im Laufe der letzten Saison kristallisierte sich heraus, dass die IDM der Piraten 2023 in Berlin statt finden wird. Ausrichter würde der SC Oberspree in Kladow sein. Da war für Rolf und mich klar, dass wir da teilnehmen werden. Direkt vor der Haustür quasi. Der Pirat wurde im Winter noch mal aufgehübscht und zum Start der Saison gab es noch mal eine neue Tapete an den Mast.

Endlich ging es los, super organisiert und modern konnten wir uns per Mail Zeitfenster für die Vermessung der Boote und Segel buchen. Wir hatten das zweifelhafte Glück mit dem Boot gewogen zu werden. Also nicht wir im Boot, sondern nur das Boot ohne irgendwelches Ausrüstungsmaterial. Ich hatte damals (1997) den Piraten in der Werft mit etwas Untergewicht geordert, weil ich den Ausbau selber gemacht habe. Seit dem wurde das Boot noch nie gewogen. Entsprechend schlecht habe ich die Nacht vorher geschlafen.

Aber alle Sorgen waren unnötig. Der Arme Ritter wog dann tatsächlich 600g mehr als er mindestens hätte wiegen müssen (170 kg + 600g). Also alles im grünen Bereich und dann gleich weiter zur Segelvermessung. Da kam die Ernüchterung, unsere Fock war im unteren Bereich etwas zu voll geschnitten. Der Segelbauch, der eigentlich nur teilnahmslos auf Deck rumliegt (machen alle Bäuche, meiner auch) musste um einige Millimeter gekürzt werden. Die Panik war groß, ob wir das noch rechtzeitig hinbekommen würden. Sonntag sind wir dann mit Nadel und Faden (und Jasmins goldener Schere) vorstellig geworden und die netten Piraten haben uns dann geholfen, den Bauch um die geforderten Millimeter einzukürzen (Danke an Franz-Dieter). Die Ausrüstungskontrolle lief dagegen ohne Zwischenfälle wie ein Länderspiel. Wir waren durch die Vermessung durch und konnten endlich etwas entspannen. Alles prima.

Nach kurzer Vorstellung des Wettfahrtteams und der Steuerleute Besprechung ging es dann am Montag ab 13:00 Uhr an den Start. Die angekündigten 3-4 Bft. waren wohl je für Schotten UND Steuermann gedacht. Bei Böen bis 6+ hatten wir gut zu tun, nicht baden zu gehen. Wir kamen mit dem starken Wind nicht so gut zurecht und haben gleich am ersten Tag zwei Streicher eingefahren 🙁

Dafür gab es am Dienstag nur flaue Brise aus umlaufenden Richtungen. Der Wettfahrtleiter hat uns bei über 30° an Land ausharren lassen. Es wurde aber kein Lauf mehr an diesem Tag gesegelt.

Mittwoch ging es dann aber pünktlich los und wir sollten an diesem Tag 4 Läufe segeln. Einen sehr guten 6. Platz konnten wir verbuchen, bevor dann fast alles am Boot kaputt gegangen ist. Der Griff vom Ausleger hat sich aufgelöst und es blieb nur das darunter befindliche doppelseitige Klebeband (welches das Griffpolster an seiner Stelle halten soll) übrig. Ich konnte mich dann schwer von allen Dingen trennen. Wirklich alles (ALLES), was ich in den Händen hatte, war klebrig. Dann hat sich der Umlenkblock an der Großschot verabschiedet und die Schot blieb regelmässig im defekten Rest-Block hängen. Zu guter Letzt hat sich das Dreieck auf dem Traveller unerlaubt entfernt. Die Schrauben, die es normalerweise an Position halten, wurden vermutlich schon am Montag bei dem Starkwind beeinträchtigt. Wildes Geknote (und laute Fluche) prägten die restlichen Läufe. Wir konnten uns trotzdem irgendwie im Mittelfeld halten.

Donnerstag fanden wieder 4 Läufe statt. Von Karsten „Butze“ Bredt konnten wir uns mit Ersatz für die defekte Ausrüstung besorgen. Improvisation ist eben alles. Bestes Ergebnis war an diesem Tag ein 20. Platz bei schwierigem Wind.

Nach zwei mal 4 Läufen ist man dann doch irgendwie platt und so war es doch ganz angenehm, dass es am Freitag mal wieder keinen Wind gab. Die Wartezeit wurde wieder an Land verbracht und um 12:30 Uhr war die IDM vorbei und der neue Deutsche Meister, Donald Lippert, stand fest. Er hat es bei 10 gesegelten Läufen auf nur 13 Punkte gebracht. Herzlichen Glückwunsch!

Etwas enttäuschend fand ich dann den Zusammenhalt bei den Piraten, als es nach der Preisverteilung darum ging, die ersten (drei) Mannschaften zu wässern. Eigentlich ein bekannter Brauch. Donald sind wir habhaft geworden und konnten ihn unter Verlust einer (Rolfs) Sonnenbrille vom Steg aus ins Wasser befördern. Der Schlawiner (also Donald) hat den Harmlosen gespielt und dann so viele mit ins Wasser genommen wie er konnte…unter anderem eben Rolf samt Brille. Wir haben dann am Sonntag noch versucht, die Brille zu bergen, aber 4m war zu tief und wir hatten keinen Erfolg. Die restlichen Wasserkandidaten haben sich mit Ausreden „wir sind erkältet, schnief“ gedrückt und ausser einige von den Jugendlichen war von den alten Hasen auch keiner bereit, uns tatkräftig zu unterstützen. Somit blieb Donald der einzige an diesem Abend, der den Abflug vom Steg gemacht hat. Sorry Donald, hätten Dir gerne noch Gesellschaft besorgt.

Der Abend nach der PV war eine gelungene Feier mit netten Gesprächen und reichlich Freibier. Wir haben dann vor Ort im Auto geschlafen, um nicht noch mit dem Bus fahren oder einen Abholservice buchen zu müssen. Deadlines sind immer Stimmungskiller. Es ging dann irgendwie bis um 4 Uhr in der Früh.

Am Samstag nach dem Aufstehen gab es dann, wie für alle Segler vor Ort schon die ganze Woche über, ein Frühstücksbuffet. Wir haben in Ruhe mit den anderen gegessen und noch entspannt das Boot zu Ende verladen. Der Abschied fiel schwer, haben wir doch trotz langer Segeljahre in der Piratenklasse neue Freundschaften geschlossen. Gegen 13:00 Uhr waren wir mit dem Boot wieder im SCN.

Sehr positiv möchte ich den Veranstalter SC Oberspree in Kladow hervorheben. Eine gelungenes Event, ein tolles Team und eine tolle Organisation. Von der Vermessung über die Wettfahrtleitung, über den Trailerserice und die Landcrew mit dem Küchenteam. Alle waren nett und ausgesprochen höflich. Man fühlte sich willkommen und daheim.

Am Ende jeden Tages gab es noch eine besondere Auszeichnung, z.B. für eine jugendliche Crew, die kurz vor dem Ziel gekentert ist und die Linie dann schwimmend überquert hat.

Eine irre Veranstaltung fand ich die Versteigerung des alten Club Piraten „Schinderhannes“. Dieser wurde häppchenweise an die Piratensegler versteigert. Spi Baum, Ruderanlage, diverse Segel und das komplette Rigg wurde an die Segler gebracht. Alle Erlöse flossen 1:1 in die Finanzierung weiterer Freigetränke vom stationären Bierwagen. Erstaunliche Summen wurden dabei erreicht, unglaublich. Dann gab es am Mittwoch nach den Wettfahrten noch eine Tombola. Jeder Segler hat einen Preis abbekommen, und da war kein Murks dabei, wirklich hochwertige Preise (auch dank der Spenden von den Sponsoren natürlich).

Zusammenfassen kann man sagen: Spitzen Veranstaltung, der SCO hat die Messlatte sehr hoch gehängt. On top eine sehr souveräne und routinierte Wettfahrtleitung um Lorenz Buchler vom BYC. Gut gemacht, wir kommen gerne wieder.

VG Karsten

Ergebnisse hier
Video vom SC Oberspreee gibt es hier