Von Rainhard Zübner-Baake

Nachdem es nun lange Zeit leider nicht möglich war an Regatten teilzunehmen, entschloss sich der VSAW, die Berliner Meisterschaft auf dem Wannsee vom 4.-6.9. durchzuführen. Da wir an der Regatta teilnehmen wollten bedeutete dies für unser Team, dass wir unser Boot, die Frieda, in kurzer Zeit regattafähig machen mussten. Ein kleiner Rückstau der Arbeiten an dem Boot hat uns hier nicht abgeschreckt. Gesagt getan: Mast legen und Boot raus aus dem angestammten Element Wasser. Oh welch Graus hat sich uns geboten: der Rumpf des so schnittigen Bootes wurde von fiesen kleinen Muscheln bevölkert. Die übermäßig langen Ruhezeiten waren hier wohl der Grund, dass sich ganze Kolonien von Muscheln am Rumpf und insbesondere in den Falten festgekrallt haben. Nach 2 Stunden intensiver Arbeit mit Schrubber und Kärcher konnten wir den Rumpf von den Hemmnissen der Strömung befreien. Da wir das Ansinnen haben noch weitere Regatten zu besuchen, haben wir uns entschlossen, die Frieda unter den kleinen Kran zu ziehen und den Rumpf trocknen zu lassen. Nach Reparatur von Rissen (die Frieda hat die Corona bedingte lange Standzeit in der Halle wirklich nicht gut weggesteckt) haben wir 1,5 Büchsen VC 17 aufgetragen.

Am Donnerstag in der Frühe haben wir unser Schiff wieder zu Wasser gelassen und die Crew hat schonmal eingecheckt. Die Sachen waren kaum verstaut, da ging es auch schon los. Gunnar hat die Pinne übernommen. Das erste Etappenziel war die Schleuse Spandau, nicht wie im vergangenen Jahr die Schleuse Plötzensee. Der Andrang am Warteliegeplatz war schon groß. Zu und gesellten sich weitere Motorboote und motorisierte Schwimmhäuser. Wir hatten den Eindruck, dass einige mehr in die Breite als in die Länge gingen und haben uns ein bisschen die Zeit damit vertrieben, durch die Panoramafenster der Pötte die Einrichtung anzugucken. Nun ging es doch nach einer dreiviertel Stunde weiter. Nachdem wir das Rathaus Spandau hinter uns gelassen haben begann ich mit den pflegerischen Arbeiten an Deck und Kajüte: Deck schrubben und von dem unvermeidlichen Hinterlassenschaften unserer gefiederten Freunde befreien. Auch habe ich die Zeit gefunden, die Messig Bullaugen zu putzen und auf Glanz zu polieren. Mann sollte uns ja nicht nachsagen, wir seien Schmuddel Kinder aus dem Norden.

Nach der Einfahrt in den Wannsee wurde der Benzinkanister immer leichter. Wir haben schnell reagiert und den Ersatztank an unseren ach so zuverlässigen zweitaktigen Antriebs-Freund angeschlossen. Als der VSAW in Sicht kam, haben wir Klaus getroffen. Er war mit dem Auto vorgefahren um die Lokalität und auch den Liegeplatz zu erkunden und hat nun die Einweisung an den Kran vorgenommen. Nach stellen des Mastes und Anlegen an dem zugewiesenen Liegeplatz durften wir feststellen, dass es hier viel ruhiger vom Wellenschlag her zuging als beim Nachbarverein Ahoi. Hier machen sich die vielen Boote und die riesige Anlage des VSAW bemerkbar. Hier im Hafen konnten wir die                                                                                                               Schärenkreuzer, allesamt aus feinstem Holz gebaut, bestaunen.

Nach der Anmeldung am  Regattabüro, und Abgabe des Haftungsausschlusses und der Corona-Vereinbarung haben wir mit unseren lustigen Schnutenpullovern das Gelände erkundet und unseren Außenborder in der Eigentümer geführten Vereinswerft abgestellt.                                                                                                             Hier mussten wir neidvoll anerkennen, dass ein schicker Arbeitsplatz für die Reparaturen vorhanden ist. Der Werftmittarbeiter wies uns einen Platz für unser Motorenequipment zu. Dann fuhren Klaus und ich zum Schlafen nach Hause und Gunnar macht es sich auf unserem Boot gemütlich.

Am Freitag war der erste Start für 11:00 angesetzt. Vormittags hatten wir, mit leichtem Regen und drehenden Winden, eine angenehme Ausgangssituation für das Boot und die Crew. Wir konnten die günstigen Bedingungen nutzen und haben uns am Ende dieses ersten Regattatags über den 7. Platz gefreut und diesen am Abend bei einer Leberkäs Semmel und einem Bier gefeiert.

Sonnabend war weniger Regen und wenig Wind. Die Boote der andern hatten etwas mehr Glück mit der Wahl der richtigen Seite bei der taktischen Planung, sodass wir zum Abend auf den 9. Platz rutschten. Das Abendessen mit Grillfleisch und Salat konnten wir in der untergehenden Abendsonne auf der Terrasse aber dennoch genießen.

Der Sonntag begann mit Kaiser Wetter und mehr Wind, um die 3-4 bft. Bei der letzen Wettfahrt wurde an der Luv Tonne eine Bahn Änderung angezeigt. Auch durch mehrfaches Peilen über den Seen konnten mehrere Boote die verlegte Tonne hinter einem Motorboot nicht entdecken. Das bis dahin führende dänische Boot um den Steuermann Johnny Jørgensen hat zusammen mit uns die Tonnenfrage leider nicht gut gemeistert.

Unsere Freunde aus dem Segel Club Spandau haben uns nach der letzten Fahrt gratuliert, sie waren mit dem Motorboot angereist und hatten mit Interesse die Regatta am Sontag verfolgt. Da hier von der Regattaleitung Sprechgesänge und Cheerleader Veranstaltungen an der Regattabahn verboten waren, fanden wir die stille Beteiligung am Regattageschehen als sehr angenehm.

Somit sind wir nach der letzten Fahrt, entspannt und müde am VSAW angekommen. Die Mastleiter haben wir den Dänen überlassen, da sie den weiteren Heimweg hatten.

Die Preisverteilung war für all eine besondere Begebenheit auf der Regatta. Sie fand draußen bei bestem Sonnenschein und guter Stimmung statt. In dem spannenden, dreitägigen Duell, das erst in der letzten Wettfahrt entschieden wurde, gewann Andreas Blank von den acht Wettfahrten mit seiner Crew Svenja und Alex Lörke gleich drei Läufe. Sie machten den Unterschied aus, denn am Ende stand nach zwei Streichern bei beiden Crews dieselbe Punktzahl auf dem Konto. Stefan Klabunde als zweiter war mit Martin Zenker und Rudolph Knauthe unterwegs. Dritter wurde Johnny Jörgensen (DEN 972), der mit seiner Crew Kim Baun und Gert Hendriksen auch mit zwei ersten Plätzen überzeugen konnte. 

Wir – Klaus Krüger, Gunnar Zarbock und Rainhard Zübner-Baake haben uns über den 11. Platz gefreut.

Den Pechvogelpreis (eine 70 cm hohe Kanne), den wir im Jahr zuvor abbekommen haben, hatten wir schon am zweiten Tag wieder abgegeben. Der Preis für den letzten und 8 Platz war eine Befreiung der Teilnahmegebühren. Unter den Teilnehmern vom 9.-23. Platz wurden 5 Sachpreise verlost. Wir haben beim 5. Sachpreis gerade noch Glück gehabt und konnten einen Gutschein ergattern.

Insgesamt waren es drei wirklich solide Segeltage in einem starken Feld mit einer erstklassigen Wettfahrtleitung! Vielen Dank dafür an Harald Koglin und sein Team vom VSaW.

Die etwas holprige Rückfahrt

Da sich nach der Siegerehrung der Platz schnell leerte, wollten auch wir mit unserem Boot wieder auf Kurs Heimathafen gehen. Also „Mast runter, Motor dran gebaut und los!“ dachten wir… Leider versagte uns unser sonst zuverlässiger Zeitaktmotor den Dienst. Unsere erste Analyse und Betrachtung der Zündkerzen waren ergebnislos, weswegen sich Gunnar bereit erklärte, das Schiff eine weitere Nacht zu bewohnen und am Montag auf den Ersatzmotor zu warten.

Den Ersatzmotor haben Klaus und ich am Montagmorgen im Bunker 1 abgeholt und schnell ins Auto verbracht. Über die Havel Chaussee ging es mit 30 kmh zum Boot, wo Gunnar auf uns wartete. Wir haben rasch die Motoren getauscht und den Tank mit dem Benzin geändert (der Ersatzmotor hatte einen 4 Takt Motor). Leider hat der Vergaser seine Benzin-Ausscheidungen nicht in der erforderlichen Richtung in den Zylinder gebracht, sondern über den gesamten Motorinnenraum verteilt… Kleine schillernde Flecken zierten das Hafenbecken des VSAW…

Also haben wir wieder das Handy bemüht und Klaus von der neuerlichen Situation berichtet. Jetzt wurde durch Klaus und Dietmar ein weiterer Ersatzmotor vom Mittelpunkt abgebaut und durch Klaus an den Wannsee gefahren. Die Montage des nunmehr dritten Motors war problemlos bis auf den Umstand, das der Benzinschlauch zu kein war. Die Idee „Wickelmuffe aus Tesaband“ war leider nicht dolle – hier wurde der erste Ablege Versuch mit einer fröhlichen Paddelfahrt rückwärts zum Steg bestraft… Dann haben wir die Schläuche von 3 verschiedenen Tanks verglichen. Wir fragten uns „Welcher könnte passen?“. Gemeinsam beschlossen wir, aus den verschiedenen geschnittenen Enden eine funktionstüchtige Benzinleitung zu kreieren. In der Bordversorgung hatten wir keine Schlauchschelle. Also haben wir hier kurzerhand einen Druckverband mit                                                                                                    Takelgarn und einem Schraubenzieher erstellt.

Jetzt aber los! die Schleuse Spandau hatte uns signalisiert, dass wir bis 22:00 Uhr in der Kammer sein müssen um noch durchzukommen. Nun hat Klaus die Wache am Steg übernommen und uns noch zum Abschied auf den Wannsee gewunken.                                                                                                   Als die Silhouette von Klaus am Horizont mit der Umgebung verschmolz sind wir mit gemischten Gefühlen Richtung Gemünd gefahren. Kleiner                                                                                                    Schluck am Grundwald Turm und dann sind wir ohne weitere Probleme an der Schleuse Spandau angekommen. Die rechte Seite war voll, also                                                                                             nahmen wir die linke. Gunnar konnte durch Anruf des auch hier liegenden Motorbootes sich den notwendigen Platz verschaffen, sodass wir gerade noch so reinpassten. Es wäre ja blöd gewesen jemanden mit dem gelegten Mast aufzuspießen… Schon 2 Stunden Wartezeit hatten die anderen Motorboote an der Schleuse verbracht. Wir hatten diesmal Glück, denn keine 10 Minuten später und die Schleusentore öffneten sich und haben die  bergabfahrenden Boote freigelassen. Wieder am Heimathafen in Spandau angelangt, hat Mario uns am Kran abgepasst und uns an der Kurbel geholfen. Nach diesem ganzen Abenteuer waren wir froh und glücklich, dass die Frieda nun wieder wohlbehalten zu Hause angekommen war.

Viel Grüsse
Rainhard