Von Karsten Krüger

Dass ich mal so spät im Jahr auf dem Wasser sein würde, hätte ich mir nicht träumen lassen. In meinem jugendlichen Leichtsinn hab ich im Oktober (?) bei der Ice Bucket Challenge in Tegel gemeldet. Das ist eine YS Regatta vom YCT, bei der es eigentlich um nix weiter geht, ausser ums Mitmachen. Gesegelt wird im Abstand von 14 Tagen bis in den April hinein und nur die Hälfte der gesegelten Läufe kommt dann in die finale Wertung. Gemeldet haben da überwiegend RS Aeros und Laser. Zwei bis drei Europs sind auch dabei, eine Varianta, eine Soling und eine OK…

Den ersten Termin musste ich wegen der angesagten Windbedingungen auslassen. Da waren in den Regenfronten bis 8 Bft. angesagt und es waren auch ordentliche Kirschen drin, als ich beim Nixe auf dem Steg stand und die ablegenden Aeros und Laser beobachtet hab. Solche Böen hab ich mit der OK noch nicht erlebt und das musste ich bei den Temperaturen mit unzureichender Ausrüstung auch nicht ausprobieren.

Erkenntnis an diesem Sonntag war, dass es mit meiner aktuellen Bekleidung nicht funktionieren wird. Es musste also eine Isolationsschicht aus Neopren her. Ich hab mich dann um einen entsprechenden Anzug gekümmert und wurde dann leider krank, sodass ich die folgenden beiden Sonntags Termine auch nicht wahrnehmen konnte. Ich glaube, an dem einen Termin war auch sehr wenig Wind.

Aber am vergangenen Sonntag war es dann endlich so weit, Lucy und ich wollten es wissen. Angesagt war eine 4 mit Böen bis 6 Bft. Mit dem neu erworbenen Neopren Equipment unter der Standard Kombi aus langer Segelhose und Spraytop (inkl. Schwimmweste versteht sich) konnte eigentlich nix passieren…dachte ich.

Auf dem Weg zum Regatta Revier hat´s die OK schon mal ordentlich durchgeschüttelt. Die Enge zwischen Scharfenberg und Baumwerder fungierte als Düse und hatte die eine oder andere Überraschung für uns auf Lager. Die Durchfahrt zwischen den beiden Inseln ging recht flott.

Auf dem See und an der Linie angekommen sind wir zum Aufwärmen mit einem 2-Runden Lauf gestartet. Der Kurs war übersichtlich, ein kleiner Dreieckskurs von ca. 10 Minuten Länge pro Runde. Die Stoppuhr mit dem Startschiff zu synchronisieren war bei dem Geknatter der Segel nicht so einfach. Beim Start ganz gut weg gekommen, hat es mich an Tonne 1 gleich entschärft.

Den Dreher hatte ich zwar gesehen, aber mit dem dicht geknallten Baumniederholer ging bei der Wende der Baum nicht weit genug nach oben, um komfortabel darunter hindurch zu schlüpfen. Eigentlich ging der Baum gar nicht nach oben und hat mir deshalb mit einem lauten Knall – also für mich war der recht laut – die Mütze vom Kopf gefegt. Nach der Wende in Luv angekommen, hab ich dann neben sofortigem Ausreiten gleich das Segel aufgemacht und mit erheblicher Schräglage nach der Tonne eins abfallen wollen. Erwähnte ich schon, dass der Niederholder dicht war? Naja, es kam wie es kommen musste…das Segel ging wegen des Niederholers natürlich nicht auf…

Der Anzug hält übrigens auch im Wasser schön warm und auch dicht. Beim Umrunden des Bootes dachte ich dann: „Den Rumpf könntest du bei Gelegnheit auch mal putzen…“.

Ich hab jedenfalls nicht gefroren und das Wasser kam im Anzug nur bis zu den Knien nach oben. Wie eine Seerobbe bin ich wieder ins Boot geglitscht und hab nach einem kurzen internen Systemcheck Kurs auf Tonne 2 genommen. Alles in Ordnung, nix kaputt, keine Verletzungen. Sogar die Mütze war noch da. Also Warp 5 programmiert – Energie!

Das Wasser im Boot war dann an der Tonne drei endlich weg, die Gegner allerdings auch. Aber egal, dabei sein ist alles! Eine Runde später hatte dann Ute Kaplick an der Zwei nicht nur Probleme mit der Halse. Eine Fehlfunktion an der Bekleidung hat sie leider zur Aufgabe gezwungen. Auch sie hat alles heil überstanden.

Wir sind dann noch zwei weitere 4-Runden Läufe gesegelt und Lucy hat ihre Sache wirklich gut gemacht. Es hat alles gehalten, es ist alles dicht. Gleiten ist kein Problem und die Manschetten vor einer Kenterung bei viel Wind sind nun auch Geschichte.

Nach dem dritten Lauf, einen 4. Lauf wäre ich auch nicht mehr mit gesegelt, hab ich mich dann auf den Heimweg zum Nordstern gemacht. Noch kurz bei Nixe am Steg vorbei und Cordula zugewunken (Berufsjubler sind immer gut). Dann zurück durch die Enge, durch die Frithjof Bucht und an Tegelort vorbei. Da kam aus Richtung der Spandauer noch mal eine recht zornige Böe durch. Ich konnte gerade noch die Schot abschmeissen, sonst hätte es mich dort noch einmal gelegt.

Anlegen beim Nordstern war routiniert und unproblematisch. Die OK wurde noch schnell abgeriggt und zum Trocknen in die Halle geschoben. Umziehen und Duschen hab ich auf das heimische Badezimmer verlagert. Es hatte wieder zu regnen begonnen und ich war mit dem Fahrrad da. Frisch geduscht und in trockenen Sachen bei Regen aufs Rad zu klettern machte nicht viel Sinn.

Nächster Termin ist dann am 2. Januar 2022, ich glaube so früh im Jahr werde ich noch nie auf dem Wasser gewesen sein (ist die Zeitform so richtig?).