Von Karsten Krüger

Alles begann, als ich damals mit der Piraten-Clique (OKOB Team) kurz nach der Maueröffnung bei einer Regatta im damaligen Ostteil Deutschlands mit gesegelt bin. Die OKs, in der DDR weit verbreitet, sind bei dieser Wettfahrt auch gestartet. Ich war neugierig und durfte nach der Wettfahrt mal mit so einem Ding segeln. Da war man wohl noch gelenkiger und ich hab vergessen, dass man sich bei der Wende ganz schön krumm machen muss…

Als sich dann, über 20 Jahre später, eine Verkaufsanzeige auf eBay in mein Sichtfeld schob, wurde der geheime Wunsch nach so einer OK wieder gegenwärtig. Die OK auf eBay sollte nicht viel kosten und unser neues Auto brauchte dringend eine Ausfahrt. Also sind wir kurzerhand hingefahren und haben die Baustelle besichtigt. Das ganze Ausmass der anstehenden Arbeiten hab ich dann wohl durch eine rosarote Brille „geringfügig“ unterschätzt. Aber egal, wir haben sie dann auf den Piratentrailer gehievt und alles, was der Verkäufer noch so da hatte, mitgenommen.

Nette Story nebenbei war noch, dass der Eigner und Miterbauer der OK, Wolfgang S., auf dem Eignerschild vermerkt war. Ich wollte etwas über das Schiff erfahren habe Wolfgang dann schlussendlich über das Einwohnermeldeamt ausfindig gemacht. Als ich ihn dann mal mit den ersten Bildern besucht habe, stellte sich heraus, dass er in den 1980ern die Langstrecke in Neuruppin mit gesegelt ist und dass wir einen gemeinsamen Bekannten haben. Wolfram N. von unserem Partnerverein RSC in Neuruppin und Wolfgang S. haben die OK 1981 zusammen gebaut.

Noch vor der Wende haben sie sich beide aus den Augen verloren. Der Kontakt war dank Papa schnell wiederhergestellt und so trafen sich die beiden nach Jahrzehnten wieder und lagen sich weinend in den Armen. Schön, wenn ein Boot Menschen (wieder) verbindet.

Den Rest kennt ihr ja alle. Durch Corona und andere Projekte hat sich das Re-Fit etwas in die Länge gezogen und das gesteckte erste Ziel, 2020 schon damit zu segeln, konnte nicht gehalten werden. Aber das zweite Ziel, noch in diesem Juni damit aufs Wasser zu kommen und die Halle vor dem 1.7. zu verlassen, konnte gestern Abend erreicht werden. Bei Regen wurde im Kreise der Familie kurz mit nem Sekt angestossen und eine kleine Ehrenrunde vor dem Steg gedreht.

Kleine Restarbeiten sind natürlich noch übrig und auch die Strecker sitzen noch nicht zu 100%, aber das kommt noch. In Summe war das viel Arbeit und es wurde viel geflucht und Schweiss vergossen. Ich habe in der Zeit viel gelernt, bin an so mancher Aufgabe gewachsen und möchte die gemachten Erfahrungen nicht missen. Anfangs hätte ich mir nicht vorstellen können, dass das Boot mal so aussehen wird.

Vielen Dank an alle, die mich unterstützt und mit mir zusammen an die Sache geglaubt haben und immer mit Rat und Tat zur Stelle waren, wenn es mal nicht so richtig vorwärts ging. Und danke an Cordula und Felix, die immer geduldig meine Ideen mit mir diskutiert und tapfer meine Launen ertragen haben. Sie mussten mich für viele Stunden entbehren, das wird jetzt natürlich nicht viel besser…gehe jetzt nicht mehr bauen, sondern segeln ;o)

Hier noch einige Schnappschüsse aus der Bauphase…und hier die ganze Story.

VG Karsten