Von Manfred Schröter

Eigner: Gregor
Mannschaft: Hans-Jürgen und Manfred

Start in Berlin am 7.10 2009, 22:00 Uhr mit Wohnmobil, Ankunft am Liegeplatz in Holland 8:00, Frühstück im Wohnmobil.

Nach Übernahmeformalitäten mit dem Verkäufer und Verstauen der umfangreichen, mitgeführten Ausrüstung und Verpflegung Fahrt über Hollands Diep zu einer Marina zum Mastlegen ( ca. 3 km ) Auf Empfehlung des Kranführers besteigt Gregor einen Arbeitskorb, wird in Höhe Masttop gehievt, um die Windmessanlage zu demontieren.
Es bestand das Risiko der Beschädigung durch die langen Gurte. Die Überraschung für den halbstündigen Einsatz: 140 Euro Gebühr. Auf diesen Schock nur schnell weg, dabei das Tanken vergessen. Haben aber 70 Liter in Kanistern, hätten uns wahrscheinlich nur noch mal gewundert.

Fahrt auf dem Waal ( Mündungsarm des Rhein ) gegen bis zu 5 km Strom, sehr starker Verkehr der Berufsschifffahrt. Vom Schiff der Reijkswaterstraat auf Rechtsfahrgebot hingewiesen worden, wobei uns die Frachter fast bis auf die Buhnen gedrängt haben, weil in den Flussbiegungen ganz außen gefahren wird. Liegeplätze und tanken kein Problem. Alle Schleusen mit Anmeldung über Funk oder Telefon. In Wesel wurde uns gesagt, es könne 2 Stunden dauern, wir bekämen über Lautsprecher die Info. Nach über 2 Stunden warten und telef. Nachfrage erfahren wir, schon vor einiger Zeit die Ansage erhalten zu haben. Bitten um Sprechprobe, die sehr leise vom gegenüberliegenden Ufer kommt. Haben wir unter Deck nicht gehört. Dürfen dann bei nächster Schleusung mit rein.

Vor uns zwei Frachter, für uns gerade noch Platz, Poller nur mit weitem Abstand, aber 4 mal Enden hochlegen bei 8 m Hub. Mastende dicht am Schleusentor. Hoffentlich gibt unser Vordermann nicht zu viel Power beim Rausfahren. Haben alles im Griff!

Das Boot hatte weder Namen noch Kennzeichen. Haben daher auf brauner Pappe Namen an die Reling und Hafen Berlin ans Heck gehängt, dabei aber die Holländische Flagge gefahren. Dampferlicht wegen gelegtem Mast nicht benutzbar. Funk wegen fehlendem Antennenanschluss auch nicht möglich. Ging gut bis hinter der Elbe, wo gegen 20 Uhr ein gegenkommendes Fahrzeug plötzlich nach backbord schwenkt und quer zur Fahrtrichtung den Weg sperrt. Plötzlich auch keine Positionslichter mehr zu erkennen, dann wird ein rotes, schwenkendes Licht sichtbar. Gregor haut in voller Drehzahl den Hebel auf Rückwärtsfahrt zum Stoppen, das Schiff rumpelt wie auf einen Stein aufgelaufen. Mit einer Taschenlampe wird an der Steuerbordseite die Reling von vorn nach hinten angestrahlt, sollen wohl längsseits kommen. Aha, ein Polizeiboot! In sächsischem Tonfall folgt die mündliche Aufforderung. Es gibt wohl immer noch Vopo’s. Das Polizeiboot steht mit dem Steven am Kanalufer auf Grund und wird mit der Schraube gegengedrückt. Wir hoffen wegen unseres Tiefgangs nicht längs gehen zu können, es klappt aber. Nun folgen die Belehrungen zum Dampferlicht, es verhandelt jetzt nur noch das zweite, nicht sächselnde Besatzungsmitglied. Die gefährliche Berufsschifffahrt würde uns so nicht erkennen können ( Polizei konnte es! ).Fehlende Papiere zur Kennzeichnung werden beanstandet. Nach unserer Erklärung der Überführung nach Kauf in Holland , wo es keine Kennzeichnungspflicht gibt, fordert er den Kaufvertrag, weil er meint, man hätte doch vor Überführung in Deutschland alles vorbereiten können. Der Vertrag datiert glücklicherweise mit dem Tag der Schiffsübername. Will er aber immer noch nicht anerkennen. Manfred erklärt ihm aus eigener Erfahrung bei der Umschreibung des Motorbootes, das zur Registrierung ein Kaufvertrag vorliegen muss. Nun fehlt ihm der rechtliche Hintergrund, neues Thema: so können Sie nicht weiterfahren. Ja sollen wir denn nun hier, wo kein zugelassener Liegeplatz ist, die Schifffahrt behindern? Jürgen war aber inzwischen schon tätig und zauberte mit einer an der Saling senkrecht befestigten Segellatte und einer LED-Stirnbandleuchte das Dampferlicht. „Na gut, wenn Sie nur noch bis zur nächsten Schleuse wollen(5 km), dann wollen wir mal ein Auge zu drücken, denn das ist kein attestiertes Licht. Aber eine gebührenpflichtige Verwarnung müssen wir aussprechen. Mit 25 Euro sind Sie dabei. Und fahren Sie ganz vorsichtig nur bis zur Schleuse (weiter wollten wir sowieso nicht, es war schon 20:30)“. Wir erreichen die Schleuse Wusterwitz, werden auch noch geschleust, und verholen an den Liegeplatz für Sportboote.

Resümee
Gregor hat uns mit Spezialitäten der polnischen Küche, vorbereitet von Alexandra, wie Bigosz und Krautgulasch ( Name fehlt mir ) mit Kartoffelpüree und Omas selbst eingelegten Gurken verwöhnt. Zum Frühstücksbüffet gab es auch selbst gesammelte und eingelegte Pilze im Rührei, war für uns aber gewöhnungsbedürftig. Rührei mit Zwiebeln und 12 Eiern sehr gut, aber nicht zu schaffen. Von den vorhandenen Vorräten hätten wir uns noch eine gute Woche ernähren können.
Pech war, das die Temperaturen nach dem dritten Tag in den Keller gingen, was uns am Dienstag morgen Eis auf dem Deck bescherte. Technisch funktionierte alles, ein Motorausfall auf dem Waal oder Rhein wäre sehr kritisch geworden.

Manfred Schröter