von Karsten Krüger und Rolf Steuer

Nachdem es im vergangenen Jahr bei dem Knack eine regelrechte Tortur an der letzten Kreuz war, versprach es in diesem Jahr genauso ein Knack zu werden. Der Umstand, dass Cordula erst nicht und dann wieder doch die Langstrecke mitsegeln konnte, verursachte bei Rolf und mir einige Irritationen. Wir sind dann einfach kurzentschlossen mit dem Piraten gesegelt und haben die Vari den Damen überlassen. Eingespielt von der WWW (Wahre Weiber Wettfahrt) sollte das auch kein Problem werden.

Anreise erfolgte für Cordula, Rolf und mich bereits am Freitag Abend, Ute Steffenhagen kam Samstag früh nach Neuruppin. Wir konnten daher am Freitag schon mal den Piraten aufbauen und hatten somit am Samstag früh genug Zeit, das „Inventar“ von der Varianta ins Auto zu verbringen.

Völlig geschafft von den Umzugsarbeiten gingen wir dann um 11:00 Uhr an den Start. Bei mittleren Winden kamen wir mit dem Piraten ganz gut weg und konnten uns eine der vorderen Positionen bis zur ersten Ecke am „Kessel“ (Wir berichteten bereits, warum der so heißt) erkämpfen. Cordula und Ute kamen nicht ganz so gut vom Start weg, Klaus und Rainhard ging es ebenso.

Wir konnten uns mit dem Piraten bis zur ersten ca. 10 km entfernten Wendemarke in Wustrau gegen unsere Verfolger behaupten. Kurz vor der Wendemarke haben wir die Führung kurzzeitig an ein H-Boot abgeben müssen. Mit dem Spi konnten wir uns dann Stück für Stück von der Konkurrenz absetzen und als wir wieder an der Ecke am Kessel waren, hat es auch ordentlich gekesselt. Mit 5-6 Bft. kamen die erhofften Böen durch und beschleunigten uns auf die eine oder andere Gleitfahrt. Als wir uns gerade einmal auf halber Strecke zum Bahndamm befanden, kam auch schon der Zweite um die Ecke. Das war ein komfortabler Vorsprung von ca. 500 m und auch eine gute Gelegenheit, um mal die GoPro aus dem Schwalbennest zu angeln und ein paar Clips aufzunehmen. Kann man übrigens auf Facebook bewundern (Danke an Olli).

Einige Halsen und Rutschpartien später hatten wir die Leemarke am Bahndamm erreicht und es ging an die recht anstrengende Kreuz, hoch zum Kessel. Aus Erfahrung wussten wir, dass es die Kielbootsegler im H-Boot und in der J22 nicht ganz so viel Mühe kosten würde, an der Kreuz eine vernünftige Geschwindigkeit hinzulegen. Deren größere Sorge dürfte der sichere Stand der Sherry Flasche sein. Daher war das Thema für unsere Kreuz klar: Hängen bis nach Laramie!

Das haben wir auch ganz gut hinbekommen. Unterwegs kamen uns zuerst Cordula und Ute und etwas zeitversetzt auch Klausi und Rainhard entgegen. Die Frauen haben sich den Stress mit dem Spi ab der Hälfte geklemmt und den Rest der Strecke zum Bahndamm mit Segelverkleinerung auf dem Vorschiff verbracht, was sich auf der anschließenden Kreuz auch auszahlte.

Ab Ecke Kessel konnten wir endlich wieder den Spi ziehen und den einen oder anderen Rutsch bis zur Wendemarke nach Gnewiko hinlegen. Leider hatte sich das Bild der Verfolger geändert. Die zuvor unter einer Abdeckung abgestellte Ixylon hatte (vermutlich dank Trapez) die Kreuz effektiv genutzt, um aufzuschließen. Der Kurs mit ¾ achterlichen Wind begünstigte diese Bestrebungen (die haben auch einen riesigen Spi!), so dass unser Vorsprung besorgniserregend schmolz.

Wieder an der Ecke im Kessel freuten wir uns auf die Brecher, die unseren Vorsprung wieder ausbauen oder wenigsten halten sollten. Leider blieben diese nun aus und wir mussten uns mit Böen und gelegentlichen Drückern unterhalb der Gleitschwelle eines Piraten zufrieden geben. Die Ixylon kam dadurch immer näher und wir wurden nervös. Die Schrift auf den T-Shirts der gegnerischen Crew war schon lesbar. Aber was sollten wir machen? Eine Ixylon ist bei Wind um 2-3 Bft. einfach schneller. Eine Tatsache, die man nicht abändern kann. Also blieb uns nur eins übrig: Nicht in Panik verfallen und auf den Wind und optimalen Speed des Bootes konzentrieren. Mehr konnten wir nicht tun. Entweder es reicht oder es reicht nicht.

An der Leemarke am Bahndamm angekommen, hatten wir dank des wieder etwas stärker werdendem und vor allem konstanterem Windes wieder einen Vorsprung von ca. 100m herausgeholt. Die anschließende Kreuz war durch Deckungswenden geprägt und wir konnten unsere hart erarbeitete Führung ins Ziel retten. Überglücklich und uns mit einem Bier belohnend konnten wir den Zieleinlauf der anderen beiden Nordstern Schiffe vom Steg aus erleben (sieht man ebenfalls im Video).

Die Ladies hatten wir auf unserem Rückweg mit der von Christoph geliehenen Genua 2 an der Kreuz gesehen und das sah recht schnittig aus. Es war eine gute Entscheidung, auf die kleinere Genua zu wechseln. Für die Vari reichte es am Ende noch für Platz 12, Klaus und Rainhard haben es mit der Dehler 22 auf Rang 14 geschafft und somit den Mittelpreis abgegriffen.

Das anschließende Kuchenbuffet war wieder reichhaltig und der Kaffee schier endlos. Leider blieb die Musik vom DJ aus und das gemütliche Beisammensein löste sich schon gegen 19:00 Uhr auf. Zeit für uns, die Vari versandfertig zu machen, wir wollten sie am Sonntag zurück zum Nordstern verbringen.

Die Regatta heißt übrigens nicht umsonst Langstrecke. Es wird stets versucht, die gesamte Strecke auf dem See abzusegeln. Das sind (gemessen mit meiner GPS Uhr) gesegelte 35-37 km. Wir haben dafür in diesem Jahr ca. 3,5 Stunden gebraucht. Es sind auch Kutter am Start, die brauchen dann eben etwas länger 😉

Wir können uns noch an Langstreckenregatten mit Livemusik und Tanz nach der Preisverteilung erinnern, die bis spät in die Nacht gingen. Sicher, wie auch bei uns, eine Frage der Manpower und der Beteiligung. Obwohl wir über 30 Schiffe am Start waren, schien es beim anschließenden Fest recht leer. Viele sind früh abgereist und das Feld der Surfer wird von Jahr zu Jahr kleiner. Das ist sehr schade, denn die Stimmung ist stets kameradschaftlich und fröhlich. Wer also nächstes Jahr gerne dabei sein möchte und auch mal die Grenzen des Neuruppiner Sees ausloten will, der ist beim RSC herzlich willkommen. Wäre doch schön, wenn die 40er Marke mal wieder geknackt wird und das Fest wieder etwas länger geht.

Karsten (& Rolf)